Gaybrandenburg: Doch kein Lesbenfilm - Gedenkstätten gegen Geschichtsverfälschung
(Gaybrandenburg - Redaktion) Die Leiter der meisten KZ-Gedenkstätten in Deutschland warnen in einem offenen Brief von einer "Verzerrung und Verfälschung der Geschichte".Durch die geschlechtsunspezifische Ausschreibung für einen neuen Film für das Homosexuellen-Denkmal im Berliner Tiergarten (gaybrandenburg berichtete schon mehrfach) könne das geschehen, befürchten die Unterzeichner, darunter Günter Morsch von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Volkhard Knigge von der Gedenkstätte Buchenwald .
Das Mahnmal ist den im Dritten Reich unterdrückten Homosexuellen gewidmet. Allerdings wurden nur homosexuelle Männer von der Gestapo massiv verfolgt, mehr als 10 000 wurden in verschiedene KZs gebracht und dort oft grausam gequält. Gleichgeschlechtliche Liebe unter Frauen dagegen war zwar verpönt, wurde aber nicht zum Grund individueller Verfolgung. Die Gedenkstätten-Leiter sehen die Gefahr, dass das Schicksal verfolgter schwuler Männer so leichtfertig durch nicht zu rechtfertigende Gleichsetzung nivelliert werde: "Hüten müssen wir uns davor, die Erinnerungs- und Gedenkkultur für gegenwärtige oder künftige Interessen zu instrumentalisieren."
Da heute die Jury erstmals zusammentritt, die über den künftigen Film in dem Mahnmal entscheiden soll, ist auch Eile geboten. Verschiedene Experten und Schwulen-Verbände, wie auch Katte e.V. aus Brandenburg warnen bereits seit Jahren vor einer Relativierung des Schicksals im Dritten Reich verfolgter homosexueller Männer durch die Gleichsetzung mit homosexuellen Frauen. Auch wenn Frauenzeitungen wie Emma noch so tönen, wer lauter schreit hat deshalb noch lange nicht recht in dieser Frage sagt, Carsten Bock, Vorstand von Katte e.V. Auch führende Forscherinnen der Frauen- und Lesbengeschichte haben trotz intensiver finanzieller Förderungen, in einer Höhe, wie sie für viele andere Bereiche kaum vorhanden sind, nicht einen einzigen Fall finden können, dass eine Frau wegen ihrer Homosexualität in ein KZ gekommen wäre. Auch ein einziger von Lesbenvertretern immer wieder hervorgekramter Einzelfall, wio eine Jüdin im KZ Ravennsbrück später auf ihrer Lagerkarteikarte den Hinweis "Lesbe" bekam - sind bei Abertausenden weiblichen Gefangenen beileibe kein Indiz für eine systematische Verfolgung und können deshalb hier keine Rolle spielen, es sei denn, wir wollen von der Geschichte ablenken.Und eine Lesbe, die ihrer Lesbenzeitung verlustig ging ist nuneinmal nicht mit psychischer und physischer Vernichtung von Männern im KZ vergelichbar, so Carsten Bock abschliessend.