Bild kämpft für Sie: Anti-Aids-Pille gegen HIV
(Gaybrandenburg - communityTicker) Auch wenn die Bildzeitung landläufig nichtgerade als Hort des Journalistikolymps wahrgenommen wird, mit Ihrem heutigen Artikel " US-Studie mit Homosexuellen - Anti-Aids-Pille soll gegen HIV immun machen" hat sie sich quasi selbst übertroffen.
Rein sachlich, informativ und völlig unhysterisch berichtet sie: Eine neue Pille aus den USA soll jetzt immun gegen das (HI-) Virus machen. Täglich eingenommen soll sie den gleichen Schutz wie ein Kondom bieten.
Das Anti-Aids-Pillen-Konzept nennt sich „Präexpositionsprophylaxe (PrEP)". Das heißt nichts anderes, als dass die Pille eine vorbeugende Maßnahme ist - also nur bei Menschen hilft, die noch nicht infiziert sind. Diese müssen die Pille täglich einnehmen, um gegen Aids immun zu werden.
Wie wirkt die Pille?
Die Pille macht es dem Virus unmöglich, sich in den Körperzellen festzusetzen und sich von dort aus zu vermehren. Ohne die schützende Zelle ist das Virus angreifbar, und das Immunsystem des Körpers kann es attackieren.
Ein großer Nachteil sind allerdings die Nebenwirkungen: Die Anti-Aids-Pille stört den Fettstoffwechsel, erhöht die Blutfettwerte und verstärkt das Herzinfarktrisiko. Laut US-Ärzten können sogar die Nieren und die Leber versagen.
Derzeit werden die Pillen in einer groß angelegten Studie an hochgefährdeten Patienten getestet: homosexuellen Männern und Prostituierten, die ungeschützten Sex haben, und Drogensüchtigen. Sie bekommen täglich vom US-Aids-Mediziner Marcus Conant ihre Dosis, erste Ergebnisse sollen Mitte nächsten Jahres vorliegen.
Seine Hoffnung: Dass sich die Probanden trotz ihres risikoreichen Verhaltens bis nächstes Jahr nicht mit HIV infiziert haben.
Die Bildzeitung unterstreicht mit diesem Artikel eine in letzter Zeit immer lauter werdende Forderung von einigen Schwulenorganisationen, u.a. auch von Katte e.V. in Brandenburg, sich mehr um die Präexpositionsprophylaxe zu kümmern.
so erklärte Carsten Bock, der im Auftrag dieses Vereins den Health-Support für Schwule Männer vertritt: "Wir beobachten in letzter Zeit einen vermehrten Drang von vielen Schwulen nach barrierefreiem Sex. Auch wenn laut mehreren Umfragen ungefähr drei-viertel aller Homosexuellen Männer ständig ein Kondom verwenden, nimmt der Wunsch nach Sex auch ohne Kondom und anderen Möglichkeiten der Risikobegrenzung zu"
"Dies kann man als Politiker verteufeln, als Beratungsstelle für Betroffene können wir die Klienten auch auf verschiedene Möglichkeiten von "Safer Sex" hinweisen, sehen uns aber auch in der Pflicht, die Vertretung der Homosexuellen wertfrei wahrzunehmen, da wir sonst irgendwann die "Bodenhaftung" zu unseren Homosexuellen Männern verlieren. Deswegen, so Carsten Bock, fordern wir auch nachdrücklich, die Anstrengungen bei der Einführung der PreP zu verstärken. Bei der Malaria-Prophylaxe funktioniert das selbe Prinzip ja auch." Bock vermutet als momentane Hinderung der Einführung nach Abschluss der von der Bildzeitung berichteten Tests vor allem die Preisfrage: "Momentan würde die PreP ca. 50 Eur am Tag kosten. Das wäre besonders für junge Schwule nicht zu leisten. " Bock stellt dazu auch einen anderen Vergleich an: "Viagra von Pfizer hat mal bei der Einführung 7 EUR gekostet, mittlerweile kostet die Tablette fast 14... Und viele Männer sind da schon nicht bereit, das Geld auszugeben, selbst wenn es Ihnen helfen könnte. Deshalb würde das Konzept der PreP sich wohl erst durchsetzen, wenn die Preise für die Kombipräparate deutlisch gefallen sind" vermutet er.