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2009 - Zeigen Schnelltests das wahre Ausmass?

 

Zahlen bei Frauen, Drogengebraucher_innen und Migranten leicht zurückgegangen

(Gaybrandenburg - Gesundheit) Nach dem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht für 2009 des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben sich die absoluten Zahlen der HIV Neuinfektionen im letzten Jahr kaum verändert. Zwischen den einzelnen erfassten Gruppen gab es jedoch deutliche Unterschiede.

So sanken die Infektionen von Drogengebrauchern um 25 %. Auch die HIV - Infektionen bei Frauen gingen leicht zurück. Die Neuinfektionen in der Gruppe MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) nahm leicht zu Besonders die Gruppe der  20 - 30 Jährigen verzeichnete einen  rasanten Anstieg. In der Gruppe der über 30 jährigen bis 40 jährigen verlangsamte sich die Zahl der jährlichen Neuinfektionen. Auf Grund der Inzidienz (Anzahl der Neuerkrankungen in einer  Bevölkerungsgruppe pro 100 000 Einwohner) in der Gruppe der 20 - 30 jährigen muss man gegenüber der Gruppe der  30 - über 40 jährigen feststellen, dass die Neuinfektionen in der jüngeren Gruppe den höchsten Wert seit 18 Jahren erreicht hat.  Dieser Wert ist fast genauso gross ist wie bei den Altersklassen darüber.

  Auch läßt sich allen Unkenrufen zum Trotz, ein vermeintlicher Zusammenhang zwischen den oft vermuteten schwulen Sextouristen und dem Anstieg von Neuinfektionen in der Gruppe MSM nicht herstellen. Wenn die Infektionen nicht in Deutschland stattfanden, war die Zahl der Infektionen in anderen westeuropäischen Ländern noch 7 mal so hoch. Selbst in Lateinamerika ist sie doppelt so hoch wie in Südostasien mit den Touristenhochburgen Thailand, Indonesien und Philippinen. Im Einzelnen schreibt das RKI in seinem Bulletin Nr. 22 von 2010: Die Absolutzahl der HIV - Neudiagnosen bei Frauen in Deutschland (n = 461) hat sich gegenüber dem Vorjahr (n = 465) nicht verändert, die Zahl der HIV - Neudiagnosen bei Männern steigt leicht von 2.348 auf 2.377 an, und die Zahl der Meldungen ohne Geschlechtsangabe geht von 30 im Jahr 2008 auf 18 im Jahr 2009 zurück. Der Anteil der Frauen unter den HIV - Neudiagnosen betrug 2009 in Deutschland 16,1 % und stabilisiert sich damit seit 2007 auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.

Angaben zum Infektionsweg lagen für 86 % der im Jahr 2009 neu diagnostizierten HIV-Infektionen vor. Darunter stellen MSM mit 67 % unverändert die größte Gruppe. Der Anteil der nicht aus Hochprävalenzländern stammenden Personen, die angaben, ihre HIV - Infektion durch heterosexuelle Kontakte erworben zu haben, bleibt unverändert bei 17%. Der Anteil der Personen, die aus Ländern mit einer hohen HIV - Prävalenz in der allgemeinen Bevölkerung (Hochprävalenzländer) stammen, lag 2009 bei 11 % (Vorjahr 12 %) der HIV-Neudiagnosen. Nach den verfügbaren Angaben ist anzunehmen, dass sich 20 – 25% der Personen aus HPL in Deutschland infiziert haben – in den meisten Fällen wahrscheinlich durch sexuelle Kontakte mit Partnern aus derselben Herkunftsregion. Der Großteil der Infektionen jedoch wurde in den Herkunftsländern erworben. Der Anteil der Personen, die eine HIV - Infektion wahrscheinlich über i.v. Drogengebrauch erworben haben, geht auf 3,5 % zurück.

Rasanter Anstieg der Neudiagnosen bei jungen Schwulen

hiv2Die absolute Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Männern, die Sex mit Männern haben, hat im Jahr 2009 verglichen mit dem Vorjahr nur geringfügig zugenommen. Die größten Veränderungen wurden in Hamburg (Anstieg von 91 auf 137), Rheinland-Pfalz (Anstieg von 32 auf 49), Berlin (Rückgang von 338 auf 313) und Mecklenburg - Vorpommern (Rückgang von 19 auf 10) registriert. Der Anteil der MSM, bei denen eine andere Herkunftsregion als Deutschland angegeben wurde, lag 2009 bei 15 % (Herkunftsangabe fehlte bei 10 % der Meldungen). Wichtigste ausländische Herkunftsregionen für in Deutschland neu mit HIV diagnostizierte MSM sind in der Reihenfolge ihrer Bedeutung Westeuropa (3,9 %), Zentral europa (3,2 %), Lateinamerika (2,5 %), Südostasien (1,3 %) und Osteuropa (1,1 %). Erworben wurde die HIV - Infektion in mehr als 90 % der Fälle in Deutschland. Wichtigste ausländische Infektionsregionen waren Westeuropa (1,4 %), ateinamerika
(0,8 %) und Südostasien (0,7 %).


Was die Verteilung der HIV - Erstdiagnosen auf Altersgruppen betrifft, sinkt der Anteil der 30- bis 39-jährigen Männer weiter, während der Anteil höherer und niedrigerer Altersgruppen zunimmt (s. Abb. A). Berücksichtigt man die rückläufige Größe der jüngeren Alterskohorten, ergibt sich im Jahr 2009 die höchste Zahl an HIV-Neudiagnosen pro 100.000 Männer in der Altersgruppe der 25- bis 29-jährigen
MSM, gefolgt von den 30- bis 39-jährigen und dann bereits von den 21- bis 24-jährigen. Die Zahl der Neudiagnosen pro 100.000 Männern bei MSM in der Altersgruppe der 21- bis 24jährigen MSM hat damit den höchsten Wert seit 1993 erreicht und nähert sich immer mehr den Werten, die in den traditionell am stärksten betroffenen Altersgruppen der 25- bis 39-jährigen erreicht werden. Ein Teil dieses Anstiegs könnte aber auch dadurch erklärbar sein, dass die Testbereitschaft in den jüngeren Altersgruppen sehr hoch ist und ein großer Teil der Infektionen bereits sehr früh nach der Übertragung diagnostiziert wird (s. Abb. A).

Datum: 6. Juli 2010
Autor: CarBo
Grafik: Robert - Koch - Institut

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