AIDS ist die gesundheitspolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts.
Angesichts von jährlich 2.000 Neuinfizierten in Deutschland stellt sich das Thema HIV und AIDS als besonders bedeutsam dar. Seit Ende 2005 leben nach Daten des Aidsbekämpfungs- programms der Vereinten Nationen (UNAIDS) 40,3 Millionen Menschen auf der Erde mit dem Aidserreger, etwa drei Millionen Menschen sind daran im vergangenen Jahr verstorben.
In Deutschland leben laut Robert-Koch-Institut derzeit rund 44.000 HIV-Infizierte, darunter 9.500 Frauen. Bundesweit sind rund 5.000 Menschen aidskrank. Neu infiziert haben sich 2004 etwa 2.000 Bundesbürger. Neu an Aids erkrankt sind etwa 700 Menschen, davon rund 550 Männer. Sowohl bei den Neuinfizierten als auch bei den Neuerkrankten entfällt der größte Anteil auf homosexuelle Männer. An Aids gestorben sind in Deutschland im Jahr 2004 rund 700 Aidskranke, seit Beginn der Epidemie rund 23.500. Für das erste Halbjahr 2005 wurden insgesamt 1.164 neu diagnostizierte HIV-Infektionen gemeldet. Dies sind 20 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Am stärksten steigen die Diagnosezahlen bei Männern, die Sex mit Männern haben. Die Zahl der HIV-Erstdiagnosen in dieser Betroffenengruppe, die im Jahr 2001 mit ca. 300 pro Halbjahr einen Tiefststand erreicht hatte, ist binnen der letzten vier Jahre um 80 Prozent auf 550 gestiegen.
Ver.di und HIV und AIDS
Eine neue Sorglosigkeit prägt zunehmend die Szene: Besonders für die jungen Schwulen ist Aids oft nur noch ein Phantom aus einer anderen Zeit. Viele blenden die Bedrohung einfach aus und vertrauen insgeheim darauf, dass die Wissenschaft schon noch ein Heilmittel entwickeln wird.
Wer sich heute mit dem HIV-Virus infiziert, kann mit Hilfe von Medikamenten weiterleben. Wie gut er damit lebt, steht auf einem anderen Blatt, und leider nicht in den schwulen Szeneblättern bzw. wenn, ist dies durch großformatige, mehrseitige Anzeigen der Pharmafirmen überdeckt, die hier ein Image vermitteln, man könne sorglos weiterleben und dabei noch gut aussehen. Die Nebenwirkungen der Medikamente sind jedoch beträchtlich. Zu den körperlichen Veränderungen kommen Probleme mit der Versicherung, Probleme in der Partnerschaft, die psychische Belastung und nicht zuletzt Probleme am Arbeitsplatz.
Deswegen unterstützt die Gewerkschaft ver.di die Fotokunst-Aktion „LOVE SEX SAFE“. Schon 2003 hat ver.di den Antrag "Gewerkschaften gegen AIDS" beschlossen und kämpft entschlossen gegen Entsolidarisierung an, wie auch gegen in letzter Zeit zu hörende sozialpolitische Forderungen, denen zufolge Neuinfizierte in der Solidargemeinschaft nicht mehr "mitgeschleppt" werden sollen, oder bei Nachweis des Besuchs riskanter Orte die Entgeltfortzahlung bei Krankheit entfallen müsse.
Da Sexualität viel mit Gefühlen und Emotionen zu tun hat, versagt das Wissen über gesundheitsgefährdende Praxis leider oft. Sehr viele Infektionen finden nicht in dunklen Ecken, sondern in Beziehungen statt. Ausserdem infizieren sich ungleich mehr schwule Männer und Jugendliche der "Unterschicht" mit HIV; wie diese sozial Benachteiligten schon immer kränker waren, als der Rest der Gesellschaft. Der freie Wille hat hier wohl nur bedingt Einfluss auf das Verhalten, denn gesundheitsbewusstes Handeln braucht Wissen und Selbstbewusstsein. Dies zu vermitteln, hat ver.di sich zur Aufgabe gemacht.
Autor: Carsten Bock (Bundessprecher AK LSBT ver.di