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Wir müssen noch Überzeugungsarbeit leisten

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Matthias, wer und was hat Dich denn verleitet für die LSU – Lesben und Schwulen in der Union aktiv zu werden?

 

Das waren die engagierten Mitglieder. Eine Gruppe stellte damals die LSU in meinem Kreisverband der Jungen Union vor. Die LSU war zu der Zeit gerade von der CDU Berlin als Arbeitskreis anerkannt worden. Über die Inhalte habe ich mir zu der Zeit wenig Gedanken gemacht, aber ich habe gespürt, dass es wichtig ist diese Arbeit zu unterstützen.

Es wäre daher auch sehr wichtig, dass die LSU beim Deutschlandtag der Jungen Union im Oktober diesen Jahres in Potsdam vertreten ist. Denn nur durch den persönlichen Kontakt kann Vertrauen aufgebaut und können Vorurteile abgebaut werden. Leider haben wir bislang keine Einladung der Jungen Union erhalten!

Kai Hähner wirft den CSD – Organisator_innen „öffentliche Zurschaustellung von Homosexualität“ vor. Der Vorwurf müsste sich doch auch an die LSU richten?
Dieser Vorwurf ist mir nicht neu! Der Regionalverband Ost der LSU ist nicht nur bei dem großen CSD in Berlin vertreten. Wir reisen – wenn terminlich irgendwie möglich – auch zu den lesbisch-schwulen Stadtfesten oder Paraden nach Erfurt, Halle, Magdeburg und Potsdam. Im Freistaat Sachsen sind wir beim CSD in Leipzig und in Dresden vertreten. Stolz bin ich darauf, dass CDU, JU und LSU in der Landeshauptstadt Sachsen mit Hilfe eines örtlichen Landtagsabgeordneten, in den vergangenen vier Jahren, drei Mal mit einem Wagen bei der CSD-Parade vertreten waren.

Gerade bei diesen kleineren CSD-Veranstaltungen kommt es ab und an vor, dass Leute zu uns kommen und sagen: „Sie können im Schlafzimmer machen was Sie wollen – aber müssen Sie denn unbedingt Ihre Sexualität auf der Straße zur Schau stellen?“. Meine Antwort ist dann übrigens, dass ich mich nicht darum reiße mich der Welt als schwul zu präsentieren, dass ich es aber für erforderlich halte um für gleiche Rechte zu werben.
Insbesondere in Sachsen werden häufig auch Leserbriefe an Zeitungen geschrieben oder der Unmut über den CSD bei lokalen Politikern geäußert. Insofern war ich über die Meinung von Herrn Hähner wenig überrascht und bin sogar etwas froh darüber, dass wir nun die Möglichkeit haben über die Vorbehalte, die er stellvertretend für viele Andere geäußert hat, zu diskutieren.

In den letzten Monaten entstand der Eindruck, dass die CDU zukünftig konservative Werte mit einem „Zurück in alte Zeiten“ verbindet. Stichpunkt - Eislinger Erklärung: "Die eingetragene Homo-Ehe ist im Interesse des Staates und seiner Zukunft falsch und unsinnig. Und sie widerspricht  Tatsächlich ist es so, dass in der CDU aktuell recht intensiv darüber diskutiert wird was konservativ bedeutet und welche Werte uns verbinden. Von den Mitgliedern, die sich gern als besonders konservativ bezeichnen, werden dann meist die Themen: innere Sicherheit, unverkrampfter Patriotismus, Leitkultur und die besondere Bedeutung der Familie aufgeführt. Das sind alles Themen die auch mir sehr  am Herzen liegen – Familie ist für mich allerdings auch da wo zwei Frauen oder zwei Männer glücklich miteinander leben und füreinander Sorge tragen.

Das Papier der JU Eislingen, wie auch die Äußerungen von Herrn Hähner, ärgern mich sehr. Man muss aber auch bemerken, dass es sich jeweils um Parteimitglieder ohne wirklich bedeutende Parteifunktionen handelt. Sie haben der Partei mit ihren Äußerungen geschadet. Ich finde es daher sehr gut, dass ein engagiertes CDU-Mitglied aus Berlin beispielsweise umgehend ein Parteiausschlussverfahren gegen Herrn Hähner bei der sächsischen Union angeregt hat.

Ole von Beust tritt zurück. Damit verliert die CDU ihr „schwules Rollenmodell“. Traurig? Und wer folgt nach?
Ein Rollenmodell kann es auf einem Plakat oder in einer Anzeige geben, aber im richtigen Leben funktioniert das nicht. Dafür sind die Menschen einfach viel zu verschieden - und das ist auch gut so! Die Fragen stellen sich für mich daher absolut nicht.

Kann man als Angehöriger einer Minderheit in der CDU Karriere machen? Oder anders gefragt Schwul und CDU passt das zusammen?

Ja, das passt absolut zusammen! Die CDU ist sehr stolz darauf, die letzte Volkspartei Deutschlands zu sein und selbstverständlich haben in einer Volkspartei alle gesellschaftlichen Gruppen ihren Platz. Ab und an müssen wir noch etwas Überzeugungsarbeit leisten, aber das ist eine Aufgabe die Spaß macht und die erzielten Erfolge spornen mich an.

Matthias Steuckardt ist Vorsitzender der LSU Berlin und des Regionalverbandes Ost der LSU.
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Interview: Adolar
Grafik: Landesbuero
Foto: Pressefoto Matthias steuckardt

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