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Schwul und Polizist werden da nicht Träume wahr?

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Schwul und Polizist? Werden da nicht Träume wahr?

Ob, da Träume wahr werden? Ich denke nicht. In erster Linie bin ich Polizist, der nun einmal schwul ist. Meine sexuelle Neigung ist während des Dienstes erst einmal nebensächlich. Trotzdem schauen schon Mal Kollegen darauf, ob der jenige auch wirklich alles so leisten kann, wie die heterosexuellen Kollegen. Leider ist es manchmal immer noch so.

Sag doch noch bitte etwas zu VelsPol Berlin-Brandenburg e.V.?
Wir vom Verein sind in erster Linie für Lesbische, schwule, bisexuelle und transidentische Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Polizei in Brandenburg da. Wir stehen für Gespräche, Hilfe und Rat zur Verfügung. Uns gibt es nun schon seit Mitte der 90er Jahre. In den letzten Jahren haben wir vieles für gesellschaftliche Akzeptanz erreichen können. Worauf wir natürlich Stolz sind.

Mit welchen kommen Problemen die Kollegen zu Euch? Wie könnt ihr helfen?
Die Kollegen, die sich an uns wenden kommen mit einfachen Diskriminierungserfahrungen zu uns. Hier helfen wir einfach in dem wir an entsprechende Ansprechpartner verweisen, egal ob es nun Mobbingbeauftragte oder Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen sind. Wenn es gewünscht ist nehmen wir auch Kontakt zu den jeweiligen Dienststellen auf.

Weiterhin weisen wir auch immer wieder mit bestimmten Aktionen auf die noch immer bestehenden Vorurteile innerhalb der Polizei hin. Zurzeit starten wir gerade eine neue Plakataktion mit dem Titel "Denk mal drüber nach!". Diese Plakate werden in allen Dienststellen ausgehängt.

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ürzlich warst du auf der Fachtagung von Europäischen Organisationen Homosexueller Polizeibediensteter. Wie war es dort?
Ja, es stimmt. Ich war vom  30. Juni bis zum 03. Juli auf der 5th European Gay Police Association Conference in Wien. Die Europäischen Tagungen finden alle zwei Jahre statt, in diesem Jahr war Wien der Austragungsort. Es waren 120 Polizistinnen und Polizisten aus mehreren europäischen Ländern dort. Aus Deutschland waren 14 Teilnehmer angereist. Ich war als einziger Polizei aus unserem Bundesland dort.

Die Tagung war sehr interessant. In mehreren Vorträgen und Workshops wurden Themen wie Menschenrechte, das Gleichbehandlungsgesetz, der professionelle Umgang mit Opfern homophober Gewalt, die Präventionsarbeit der Polizei, die Medienarbeit und Kommunikation, das Outing im Beruf, die LGBT - Netzwerkarbeit, die Thematik HateCrime (Hasskriminalität) und Diversity diskutiert und besprochen.

Beeindruckend war dann unsere Teilnahme an der 15. Regenbogenparade am 03.07.2010. Besonders die Reaktion der Bevölkerung auf die uniformierten Kolleginnen und Kollegen aus Großbritannien, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz und aus Norwegen hat schon einen bedeutenden Eindruck hinterlassen.

Im Ganzen waren es für mich einige schöne und ereignisreiche Tage in Wien, die viel zu schnell vergangen sind. Von besonderem Wert sind die geknüpften Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen, die in verschiedenen Gesprächen am Rande der Tagung entstanden sind.

Du bist Ansprechpartner innerhalb der Polizei  für lesbische und schwule Kollegen im Polizeipräsidium Potsdam. Wie reagieren die heterosexuellen Kollegen denn auf Dich? Sehen die denn Probleme?

Ja, es stimmt ich bin Ansprechpartner im Polizeipräsidium Potsdam. Vereinzelt werden Anfragen an mich gerichtet. In den meisten Fällen sind es Fragen zum Gleichbehandlungsgesetz, zum Lebenspartnerschaftsgesetz und zur beamtenrechtlichen Problematik. Aber auch Dienststellen wenden sich an mich, wenn sie etwas zur Problematik der Homosexualität oder Transsexualität haben. Die Kollegen im Allgemeinen reagieren sehr positiv auf meine Arbeit als Ansprechpartner, die ich im Nebenamt mache.

Was denkst Du, wie sollten Polizeibedienstete zukünftig auf die Thematik schwule und lesbische Lebensweisen vorbereitet werden?
In erster Linie denke ich, dass das Thema Homosexualität auch in der Ausbildung an der Fachhochschule der Polizei behandelt werden sollte. Aber auch in der Fortbildung der Kollegen sollte dies ein Thema sein. Weiterhin ist es wichtig, dass die Stellung der Ansprechpartner innerhalb der Landespolizei gestärkt  und auch eine spezielle Aufgabenbeschreibung erstellt wird. Im Hinblick auf die in der Polizei des Landes Brandenburg stattfindende Strukturreform sollte diese Problematik nicht vergessen werden. Wir vom Verein lesbischer und schwuler Polizeibediensteter Berlin-Brandenburg werden diesbezüglich am Ball bleiben und die Entwicklung kritisch beobachten.


Vielen Dank für das Interview.
Autor: Adolar
Foto: VelsPol e.V.


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