logo_gaybrandenburg

 

gayBrandenburg Headlinebanner

Reiches Vorstellungen sind kruder Unfug

norbert

Keine Berührungsängste als Hetero - Norber Müller mit Dominique L´ovette L´amour (Foto: Sascha Krämer)

(gayBrandenburg - aktuell) Der Wahlkreis 61 (Potsdam und Umlandgemeinden) hat zur Bundestagswahl im September ein thematisch packendes Rennen zu bieten. Mit Katherina Reiche (MdB, CDU) tritt Deutschland "Mutter mit Courage" gegen Ehegattensplitting für homosexuelle Paare und gegen Adoptionsrecht für Regenbogenfamilien an. Den Kampf um das Direktmandat bestreiten neben ihr und der langjährigen "Titelverteidigerin" Andrea Wicklein auch Norbert Müller. Der 27-jährige ist so etwas wie Frischfleisch und damit für den Wähler oder die Wählerin des Bundstagswahlkreises 61 Neuland. Es gibt also eine Menge zu entdecken. Fangen wir an!

Sie müssen doch für Katherina Reiche ein leuchtendes Vorbild sein. Hetero und ein Kind in erster Ehe! Es scheint, als ob sie einem Familienratgeber der 50er entsprungen sind.
Ich bin gerne für Frau Reiche ein Vorbild und hätte nichts dagegen, wenn sie sich sich für die Gleichstellung aller Lebensweisen einsetzen und ihr antiquiertes Familienbild überdenken würde – da kann sie sich tasächlich bestimmt von mir gern einiges abschauen. Ansonsten ist es in unserer Beziehung doch etwas moderner: Weil meine Frau zuerst ihr Studium in Halle/Saale abschließen sollten und wir gleichzeitig in Potsdam gelebt haben, war ich in den letzten beiden Jahren mehr für Kindererziehung und Haushalt zuständig. Klassische Aufgabenverteilung nach Geschlechterrollen gibt es bei uns übrigens nicht. Das hat teilweise dazu geführt, dass unser Sohn mehr auf mich fixiert und Mama out war. Schon allein aus dem eigenen Erleben bin ich deswegen fest überzeugt, dass Kinder zwar feste Bezugspersonen brauchen, aber das müssen eben nicht männlich und weiblich sozialisierte Eltern wie aus dem Bilderbuch sein. Die Vorstellung, dass sei quasi genetisch immer zwingend so bedingt, ist ziemlich kruder Unfug.

Wenn rot-rot-grün die nächste Bundesregierung stellt, wie ändert sich dann die Familienpolitik in diesem Land? Wird die Ehe abgeschafft?
Für viele verbinden sich mit „Ehe“ ja nicht nur Steuererleichterungen, sondern es ist auch ein sehr romantisches Versprechen. Aber warum sollen die Privilegien der Ehe unantastbar sein? Als meine Frau damals schwanger war und wir in Potsdam zusammenzogen, versuchten wir ein gemeinsames Haushaltskonto zu eröffnen. Das war irre kompliziert und aufwändig – nur, weil wir nicht verheiratet waren. In der Software der Bank war so ein Fall einfach nicht vorgesehen. Ich bin für die Gleichstellung aller Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens. Und da gibt’s ja bekanntlich mehr als Ehe und eingetragene Lebenspartnerschaft.

Wie gut sind die Brandenburger Linken bei Fragen zur Queer - Politik gerüstet? In der Leitbilddebatte 2020 fehlt ja jeder Bezug zu LSBT - Themen.
Die Brandenburger Linke hat seit dem letzten CSD Potsdam zu einer Aufholjagd in der Brandenburger Queer-Politik angesetzt. Denn wir wollen nicht nur die rot-rote Koalitionsvereinbarung ("Die brandenburgische Landesregierung unterstützt die Arbeit der LesBiSchwulen Vereine.") erfüllen, sondern auch innerparteilich für Vielfalt und Chancengleichheit für Minderheiten werben. Da stützen wir uns auch auf jüngere Mitglieder und den Jugendverband, der Fragen von Geschlechterrollen- und konstrukten häufig thematisiert. Die Leitbilddebatte wird ja derzeit geführt, wir laden alle dazu ein, sich hier einzubringen. Richtig ist aber auch das Theoretische in das Praktische umzusetzen. Hier muss die Linke sich noch stärker den Problemen der LSBT-Community im Land zuwenden.

Als Mitglied von Babelsberg 03 gehörst du ja einem Fußballverein an, der sich exponiert gegen Homophobie in diesem Sport stellt. Vorbild für andere?
Hoffentlich ist das ein Vorbild für viele. Ich war 2005 das erste mal im Stadion, da hat Null Drei in der Oberliga gespielt. Ich war von einer Freundin mitgeschleppt worden und fand es klasse, dass da nicht nur dickbäuchige, unangenehme und alkoholisierte Männer rumgrölten. Und wenn ich heute im Stadion bin und hinter mir jemand einen Machospruch reißt, weiß ich, dass sofort sich Menschen umdrehen und ihr Unverständnis zum Ausdruck bringen. Das ist im Fußball schon ungewöhnlich und auf jeden Fall nachahmenswert.


www.norbert-mueller.net   Facebook: Links und queer in Brandenburg

{youtube}5VwyrG0zwbU{/youtube}

Autor: Adolar

Bild: Sascha Krämer

 

Reiches Vorstellungen sind kruder Unfug


Der Wahlkreis 61 (Potsdam und Umlandgemeinden) hat zur Bundestagswahl im September ein thematisch packendes Rennen zu bieten. Mit Katherina Reiche (MdB, CDU) tritt Deutschland "Mutter mit Courage" gegen Ehegattensplitting für homosexuelle Paare und gegen Adoptionsrecht für Regenbogenfamilien an.


Den Kampf um das Direktmandat bestreiten neben ihr und der langjährigen "Titelverteidigerin" Andrea Wicklein auch Norbert Müller.


Der 27-jährige ist so etwas wie Frischfleisch und damit für den Wähler oder die Wählerin des Bundstagswahlkreises 61 Neuland. Es gibt also eine Menge zu entdecken. Fangen wir an!


Sie müssen doch für Katherina Reiche ein leuchtendes Vorbild sein. Hetero und ein Kind in erster Ehe! Es scheint, als ob sie einem Familienratgeber der 50er entsprungen sind.


Ich bin gerne für Frau Reiche ein Vorbild und hätte nichts dagegen, wenn sie sich sich für die Gleichstellung aller Lebensweisen einsetzen und ihr antiquiertes Familienbild überdenken würde – da kann sie sich tasächlich bestimmt von mir gern einiges abschauen. Ansonsten ist es in unserer Beziehung doch etwas moderner: Weil meine Frau zuerst ihr Studium in Halle/Saale abschließen sollten und wir gleichzeitig in Potsdam gelebt haben, war ich in den letzten beiden Jahren mehr für Kindererziehung und Haushalt zuständig. Klassische Aufgabenverteilung nach Geschlechterrollen gibt es bei uns übrigens nicht. Das hat teilweise dazu geführt, dass unser Sohn mehr auf mich fixiert und Mama out war. Schon allein aus dem eigenen Erleben bin ich deswegen fest überzeugt, dass Kinder zwar feste Bezugspersonen brauchen, aber das müssen eben nicht männlich und weiblich sozialisierte Eltern wie aus dem Bilderbuch sein. Die Vorstellung, dass sei quasi genetisch immer zwingend so bedingt, ist ziemlich kruder Unfug.


Wenn rot-rot-grün die nächste Bundesregierung stellt, wie ändert sich dann die Familienpolitik in diesem Land? Wird die Ehe abgeschafft?


Für viele verbinden sich mit „Ehe“ ja nicht nur Steuererleichterungen, sondern es ist auch ein sehr romantisches Versprechen. Aber warum sollen die Privilegien der Ehe unantastbar sein? Als meine Frau damals schwanger war und wir in Potsdam zusammenzogen, versuchten wir ein gemeinsames Haushaltskonto zu eröffnen. Das war irre kompliziert und aufwändig – nur, weil wir nicht verheiratet waren. In der Software der Bank war so ein Fall einfach nicht vorgesehen. Ich bin für die Gleichstellung aller Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens. Und da gibt’s ja bekanntlich mehr als Ehe und eingetragene Lebenspartnerschaft.



Wie gut sind die Brandenburger Linken bei Fragen zur Queer - Politik gerüstet? In der Leitbilddebatte 2020 fehlt ja jeder Bezug zu LSBT - Themen.


Die Brandenburger Linke hat seit dem letzten CSD Potsdam zu einer Aufholjagd in der Brandenburger Queer-Politik angesetzt. Denn wir wollen nicht nur die rot-rote Koalitionsvereinbarung ("Die brandenburgische Landesregierung unterstützt die Arbeit der LesBiSchwulen Vereine.") erfüllen, sondern auch innerparteilich für Vielfalt und Chancengleichheit für Minderheiten werben. Da stützen wir uns auch auf jüngere Mitglieder und den Jugendverband, der Fragen von Geschlechterrollen- und konstrukten häufig thematisiert. Die Leitbilddebatte wird ja derzeit geführt, wir laden alle dazu ein, sich hier einzubringen. Richtig ist aber auch das Theoretische in das Praktische umzusetzen. Hier muss die Linke sich noch stärker den Problemen der LSBT-Community im Land zuwenden. 



Als Mitglied von Babelsberg 03 gehörst du ja einem Fußballverein an, der sich exponiert gegen Homophobie in diesem Sport stellt. Vorbild für andere?


Hoffentlich ist das ein Vorbild für viele. Ich war 2005 das erste mal im Stadion, da hat Null Drei in der Oberliga gespielt. Ich war von einer Freundin mitgeschleppt worden und fand es klasse, dass da nicht nur dickbäuchige, unangenehme und alkoholisierte Männer rumgrölten. Und wenn ich heute im Stadion bin und hinter mir jemand einen Machospruch reißt, weiß ich, dass sofort sich Menschen umdrehen und ihr Unverständnis zum Ausdruck bringen. Das ist im Fußball schon ungewöhnlich und auf jeden Fall nachahmenswert.




Autor: Adolar

Bild:


www.norbert-mueller.net


Video: https://www.youtube.com/watch?v=5VwyrG0zwbU


Drucken E-Mail