MANEO: Überfälle auf Schwule im Tiergarten
(Gaybrandenburg - Redaktion) In der Nacht vom 16. auf den 17. April ereigneten sich im Tiergarten kurz hintereinander zwei schwere Überfälle. Dabei wurden mehrere Cruiser erheblich verletzt. Es wird nicht ausgeschlossen, dass beide Überfälle in einem Zusammenhang stehen. Betroffene wandten sich ans Schwule Überfalltelefon MANEO.
In der Nacht vom 16. auf den 17. April, gegen 00:00 Uhr, so berichtete ein 32 Jahre alter schwuler Mann MANEO, habe er auf der Löwenbrücke gesessen, als er einige Fahrradfahrer beobachtete, die von der Hofjägerallee aus mit ihren Rädern der Brücke entgegen kamen. Der erste von ihnen habe dann ihn und die Brücke mit seinem Mountainbike passiert. Er habe sich nichts Böses gedacht, als auch der zweite Fahrradfahrer an ihn herankam. Bevor dieser jedoch an ihm vorbei radelte, erhielt er unerwartet einen kräftigen Schlag mit einem Gegenstand gegen sein Knie. Noch bevor er überlegen konnte, was ihn da getroffen hatte, erhielt er von den nachfolgenden Fahrradfahrern ebenfalls kräftige Schläge gegen seinen Körper. Die Gegenstände, mit denen er angegriffen worden war, identifizierte er als Ketten. Nach dem der erste Schmerz vorüber war rief er den Tätern hinterher, was das eigentlich solle. Daraufhin bremsten die letzten beiden Fahrradfahrer ihre Räder ab und hielten an. Einer von ihnen rief den beiden vorderen Fahrradfahrern etwas auf Türkisch zu, die dann aber weiterfuhren. Die beiden anderen Fahrradfahrer stiegen von ihren Rädern ab, kamen auf den Geschädigten zu und schlugen dann mit den Eisenketten auf den Geschädigten ein. Die Schläge – es sollen mindestens acht Schläge gewesen sein – wurden mit einer so großen Wucht gegen den Geschädigten ausgeteilt, dass die Ketten das Hemd und Unterhemd zerrissen und blutende Striemen auf Rücken und Oberkörper hinterließen. Der Geschädigte rief laut um Hilfe und flüchtete. Er hörte noch, wie auch andere Cruiser schrieen und etwas riefen. Doch kam ihm keiner zu Hilfe oder erkundigte sich, was passiert sei. Geschockt und verletzt fuhr der Geschädigte zu einem Bekannten, der sofort Polizei und Notarzt verständigte; der Geschädigte wurde zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Anhand der Striemen und Hautverletzungen vermuteten die Ärzte, dass es sich bei den Ketten um Fahrradketten gehandelt haben könnte. Neben den blutenden Striemen auf Bauch, Rücken und Schultern erlitt der Geschädigte Prellungen am Knie und am Handgelenk. Die Schläge seien so platziert gewesen, dass diese auch den Kopf hätten treffen können. Die Polizei nahm eine Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung auf. Der Betroffene ist derzeit noch weiter krankgeschrieben. Der Betroffene berichtete, dass es sich bei den Tätern um vier junge Männer auf Mountainbikes, etwa 20 Jahre alt, gehandelt habe. Einer der Täter habe ein helles Kapuzenshirt getragen, eines der Fahrräder fuhr mit bläulichem Licht.
Ein weiterer Überfall hatte sich kurz zuvor gegen 22:20 Uhr ereignet. Ein 43 Jahre alter schwuler Mann beobachtete, wie unweit der Tischtennisplatten zwei jugendliche Täter gegen einen schwulen Cruiser vorgingen. Er habe die Lage anfangs nicht als bedrohlich eingeschätzt, eher als ein Spiel, so der Mann gegenüber MANEO. Weiter beschreibt er, es sei Gegröle zu hören gewesen und er habe Licht an zwei jungen Männern gesehen. Dies habe ihn vermuten lassen, dass die beiden Personen mit einem Handy Licht machten oder filmten. Doch dann habe er gesehen, wie Cruiser aus dem Dickicht hinter den Tischtennisplatten wegliefen und wie die beiden jungen Männer einen Cruiser verfolgten, um diesen mit einem Schlagstock zu schlagen. Das Opfer müsse seiner Einschätzung nach auch etwas abbekommen haben. Der Geschädigte versuchte, vor den Tätern zu flüchten, war aber nicht so schnell wie diese. Er habe dann aus gewisser Entfernung „Laßt ihn in Ruhe!“ gerufen. Daraufhin haben sich die Täter ihm zugewandt und ihn angefahren, er solle sofort verschwinden. Einer der Täter habe ein Messer gezeigt und ihm damit gedroht. Er habe sich aber nicht abschrecken lassen und die Täter wieder aufgefordert, den Mann in Ruhe zu lassen. Daraufhin seien die Täter auf ihn losgegangen, hätten auf ihn eingeschlagen und eingetreten. Von den Schlägen habe er Prellungen an Knie, Oberschenkel und Hand davongetragen; danach konnte er sofort flüchten. Trotz seiner Verletzungen war der Geschädigte froh, durch seine Intervention beigetragen zu habe, dass der andere schwule Mann flüchten konnte. Die beiden Täter beschrieb der Betroffene gegenüber MANEO als Anfang 20 Jahre alt, die mit leichtem Akzent sprachen und augenscheinlich nicht-deutscher Herkunft waren. Einer der Täter hatte außerdem eine Glatze. Der Geschädigte fuhr mit seinem Fahrrad zu einem nahegelegenen Polizeiabschnitt und erstattete Strafanzeige. Erst dann habe er bemerkt, wie sehr ihn der Vorfall mitgenommen habe. MANEO ruft Zeugen dazu auf, sich zu melden. Möglicherweise haben Zeugen bereits Tage zuvor Auffälligkeiten beobachtet. Darüber hinaus wird noch einmal auf folgende Tipps hingewiesen:
Wirst Du beim nächtlichen Cruising Zeuge eines Überfalls, spreche andere Cruiser direkt an, bitte sie um Hilfe und beratschlage Dich; rufe dem Opfer laut zu, dass die Polizei verständigt wurde und gleich eintreffen werde;mache dadurch auch andere Cruiser auf die Gefahr aufmerksam; verständige die Polizei und berichte von Deinen Beobachtungen (Hast Du kein Handydabei, bitte anderen Cruiser darum, die Polizei zu rufen.); bringe dich, das Opfer und andere Cruiser in Sicherheit, warte auf das Eintreffen der Polizei und biete Dich als Zeuge an; verständige baldmöglichst auch MANEO in Berlin oder AGNES in Brandenburg.