Jacobs in der Tunten - Jury
Schwul-lesbische Woche CSD Potsdam mit dem Straßenfest Queensday in der Benkertstraße eröffnet
(Potsdamer Neueste Nachrichten) Schon merklich kühl war es geworden, als Oberbürgermeister Jann Jakobs und einige Stadtverordnete am Samstag nach 19 Uhr auf die Bühne in der Benkertstraße traten. Als Premiere beim schwul-lesbischen Straßenfest kündigte Moderatorin Margot, in ein lichtblaues langes Kleid gewandet, diesen Programmteil an. „Dalli, dalli“ sollte es nach einer Uralt-Sendereihe des Westfernsehens gehen, doch Quiz und Spiel zogen sich stundenlang in die Länge, so dass am Ende der Spaß zur Geduldsprobe geriet. Das Spiel auf der Bühne lief und lief, nachdem die Stände des gleichzeitigen Tulpenfestes schon längst dicht gemacht hatten. Jakobs saß statt in der Mitte am Rande zweier Tunten auf der Jury-Bank und musste schon nach einer halben Stunde laut Moderatorin „wegen eines anderen unwichtigen Termins“ die Veranstaltung wieder verlassen. Er konnte gerade noch erleben, wie sich der korpulente Lutz Boede von seinem Teamkollegen in Toilettenpapier einwickeln ließ. Die Jury rügte: „Es wäre klüger gewesen, wenn der Dicke den Dünnen eingewickelt hätte.“ Was die Stadtverordneten von sechs Parteien in den Spielrunden leisten mussten, war teilweise übermenschlich, zum Beispiel eine Scharade zum Thema Gleichstellungsgesetz aufführen.
Jakobs Auftritt auf der Tuntenbühne vom Team TunSi, des „Staatsministeriums für Tuntensicherheit in Ostdeutschland und Europa“ mag als Ausgleich dafür gedacht gewesen sein, dass in diesem Jahr die Beflaggung des Stadthauses mit der Regenbogenfahne ausfallen muss. Grund ist die vom Innenministerium angeordnete Trauer wegen der Beisetzungen in Polen.
Die Berliner TunSi-Truppe hatte den Nachmittag über die Besucher am Rande des Tulpenfestes in Schwung gehalten. Die Kneipe „Leander“ schenkte Bier und „slowakischen Topfgulasch“ aus, vor allem Lesben-Pärchen kuschelten auf den Bänken. Seitenhiebe „auf die alten Männer auf den hinteren Bänken“, wirkten nach deren Meinung etwas befremdlich auf einem Schwulenfest.
Die Fäden in der Hand hatte Carsten Bock, der sich über den Ablauf über die Tonmaschine bis zum Scheinwerfer um fast alles kümmerte. Bock ist Bundesvorsitzender der Schwulen und Lesben der Gewerkschaft Verdi. Er verweist auf die in vielen Tarifverträgen noch nicht verankerten gleichen Rechte für Schwule und Lesben, „von viereinhalbtausend Tarifverträgen enthalten nur die Hälfte den Grundsatz der Gleichstellung. So würden Schwule und Lesben bei betrieblichen Leistungen gegenüber Hetero-Ehepaaren immer noch benachteiligt. Der Verdi- Funktionär verweist auf eine Doppelausstellung zum Christopher-Street-Day in Potsdam: „Männer wie wir“ mit Fotografien aus Russland und „Europa stoppt Homophobie“. Die Eröffnung ist morgen um 15.30 Uhr im Landtag Brandenburg.
Quelle: Potsdamer Neueste Nachrichten
Autor: Günter Schenke